Entstehung der Felsen
Auf Salz gebaut
Helgoland ragt wie ein monumentaler Felsblock aus der Nordsee – ein kolossaler, steinerner Körper, notdürftig mit einer dünnen Erdschicht bedeckt. Die geologische Struktur der Insel hebt sich deutlich von der restlichen deutschen Küstenlandschaft ab: Helgoland ist der einzige Ort an der deutschen Nordseeküste, an dem roter Buntsandstein oberirdisch zutage tritt – eine geologische Besonderheit im norddeutschen Flachland.
Der charakteristische rote Buntsandsteinfelsen stammt aus der Trias-Zeit, also aus einer erdgeschichtlichen Phase, die vor etwa 252 bis 201 Millionen Jahren begann. Entstanden aus Flusssedimenten in einem heißen, trockenen Klima, blieb das Gestein über Millionen Jahre unter jüngeren Schichten verborgen. Erst durch spätere geologische Prozesse – insbesondere das Aufwölben einer tief liegenden Salzschicht – wurde der Buntsandstein an die Oberfläche gedrückt. Heute ist er deutlich sichtbar in den steilen Klippen der Westseite der Hauptinsel.
Ein weißes Kreidekliff verband einst die heutige Hauptinsel mit der Düne. Es bestand aus weichem, hellem Gestein und wurde sowohl durch Materialabbau als auch durch Erosion im Laufe der Jahrhunderte stark geschwächt. Die Neujahrsflut von 1721 zerstörte es schließlich vollständig – seither ist die Düne eine eigenständige, flache Sandinsel.
Geologisch gesehen liegt Helgoland wie eine Felsoase im Sandmeer der Nordsee. Der untermeerische Gesteinssockel, auf dem die Insel ruht, erstreckt sich über eine Fläche von etwa 40 Quadratkilometern – deutlich größer als die sichtbare Insel selbst. Diese Struktur beeinflusst nicht nur das Erscheinungsbild Helgolands, sondern auch seine ökologische Bedeutung: Die unterseeische Felslandschaft bietet zahlreichen Pflanzen- und Tierarten Lebensraum und bildet die Grundlage für umfangreiche Meeresforschung.
Die Geschichte Helgolands ist mit seiner Geologie untrennbar verbunden. Die Sprengung weiter Teile der Insel 1947 hinterließ tiefe Krater, Risse und Abbrüche – Spuren, die das heutige Landschaftsbild mitformen. Nach dieser Zerstörung gab es sogar Überlegungen, die ursprünglichen Felsformationen durch eine moderne Stahl-Glas-Konstruktion zu ersetzen – ein Vorhaben, das glücklicherweise nie verwirklicht wurde.
Bereits bei der Überfahrt fällt der Blick auf das geologische Wahrzeichen der Insel: Der rot leuchtende Felsen hebt sich steil aus dem Meer – ein geologisches Monument mitten in der Nordsee.